subna hus

subde eerste siet

subde tweede siet

subde dörde siet

subde veerde siet

subde fiefde siet

subde sösde siet

subde söbente siet

de fiefde siet

die plöner prinzeninsel - friedrichstadt - u-boot ehrenmal möltenort - min jehann - der verklicker - das handloggen - holsteiner fliederbeersuppe - rummelpottlaufen - butterfahrten - verwandschaften - holsteiner katenschinken - das holstentor - der königsee - die holtenauer schleuse - gothmund - ein fischerdorf an der trave

die plöner prinzeninsel

  im Mai 2012 war es dann soweit, ich konnte meinen Spaziergang durch das Plöner Schlossgebiet abschließen.
prinzeninsel karte
der Weg auf die Prinzeninsel stand noch aus.
Insel? Zu Fuß erreichbar?
Richtig, aber das erst seit 1882. damals nämlich wurde der Wasserstand des Plöner Sees um etwa einen Meter gesenkt.
Auf alten Karten sieht man sie wirklich noch als Insel inmitten des Sees liegen.

prinzeninsel erlenbruch
der erlengrund

  ein malerischer Weg führt auf die Insel bis hin zum niedersächsischen Bauernhaus, heute ein Gasthaus, dass zum verweilen einlädt.
Der Weg, für Motorverkehr gesperrt, führt durch einen wunderschönen Erlenbruch. Fast ein Urwald, denn der Wald ist sich selbst überlassen, er wird forstlich nicht genutzt. Auf Schautafeln am Wegesrand wird nicht nur über die Geschichte der Insel erzählt, auch über Fauna und Flora bekommt man reichlich Information.
Bis Ende des 18. Jahrhunderts betrieb man hier im Wechsel Landwirtschaft oder aber die damals residierenden Herzöge erholten sich von ihrem harten Alltagsjob. 1881 aber erteilte man den Pächtern eine Wirtschaftskonzession und schnell entwickelte sich die Insel zum Ausflugziel. Es wurde dazu noch eine Farm eingerichtet, auf der von 1901 bis 1910 die Söhne der Kaiserfamilie, während ihrer Ausbildung an der Kadettenanstalt Plön, Grundkenntnisse der Landwirtschaft erlangten. Die Mutter, Kaiserin Auguste Viktoria, besuchte ihre Söhne regelmäßig und hatte ihren Lieblingsplatz am Südufer der Insel.
Auf der westlichen Seite liegt das Prinzenbad. Hier lernten die Prinzen schwimmen, der Seegrund fällt hier sehr langsam ab. Noch nach zwanzig Metern reicht das Wasser nur bis zur Brust.

prinzenerlen
fast ein urwald


schloss ploen
das niedersächsische bauernhaus, heute ein gasthaus

  auf meinem Rückweg verweile ich noch kurz auf dem Kadettenfriedhof und wandere weiter zum alten Apfelgarten der Plöner Residenz. Im siebzehnten Jahrhundert noch als herzoglicher Küchengarten genutzt, ab 1840 privater Garten des dänischen Königs, wurde er zur Preußenzeit Versorgungsgarten der Kadettenanstalt im Schloss. Nach den Kriegswirren gehörte der Garten zum Schloss-Internat, wurde von der Stadt Plön gekauft und diese verpachtete den Garten an einen Verein, der ihn nun Instand setzt und pflegt. Weit über hundert Apfelbäume stehen hier, 40 Apfelsorten verteilen sich auf diese Bäume, der älteste ist eine Goldparmäne, seit mehreren Jahrhunderten ein begehrter Tafelapfel. Ich blicke mit der Kamera vom Ufer auf das wunderschöne weiße Schloss und stromere durch den Apfelgarten. Jeder Baum ist gekennzeichnet mit Namen und Paten. Mit Hilfe dieser Baumpaten ist der historische Fleck Erde wohl wieder zum Garten geworden. Lange Zeit verwilderte er zunehmend, heute aber wieder ein kleinod.

prinzeninsel apfelgarten
eingang zum alten apfelgarten mit über 40 sorten an 100 bäumen

  solltet ihr in der Nähe sein, nehmt euch die Zeit für einen Spaziergang über die insel. übrigens ist sie heute, seit über hundert jahren, noch Eigentum des Hauses Hohenzollern. über dem Eingangstor des Bauernhauses am Ende der Insel fand ich die Inschrift: "Nihil melior nihil homini libero dignius agricultura 1901". Erst das Netz konnte es für mich übersetzen: "Nichts ist besser, nichts dem freien Menschen würdiger, als die Landwirtschaft".

schloss ploen niedersachsenhaus
das weiße schloss hoch über dem see

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friedrichstadt

die holländerstadt an eider und treene


friedrichstadtplan
zeugen der stadtgeschichte, die giebelhäuser am markt

  Dort wo sich Treene und Eider vereinen, liegt eine besonders schöne Stadt schleswig-Holsteins. Friedrichstadt, klein amsterdam oder auch die holländerstadt genannt. Schon der blick aus der vogelperspektive zeigt, ich kann nur mit einem foto des stadtplanes dienen, woher der ausdruck holländerstadt rührt.
  gelegen an treene und eider ist die innenstadt zudem von vielen grachten durchzogen. Ein besuch der stadt stand fest, als ich mich von neustadt aus auf den weg zum eidersperrwek machte. Angekommen, bummelte ich an den grachten entlang, über eine der wunderschönen brücken gelangte ich auf den marktplatz.
  eine reihe von treppengiebelhäusern bestätigte nun den holländereinfluß deutlich. In jeder dieser zauberhaften gassen findet man sie und für mich war klar, daß ich dieses in eine kleine geschichte fassen mußte. Nachgelesen erfahre ich, daß die stadt schon 1621 gegründet wurde. Zur Zeit des Herzog friedrich der lll von schleswig-gottorf war es, als sich glaubensflüchtlinge aus holland hier ansiedelten. Die remonstranten mußten ihre heimat dordrecht in holland wegen ihrer lehre über die willens- und glaubensfreiheit des menschen verlassen. In friedrichstadt besitzen sie heute noch ihre damals errichtete kirche und damit ihre einzige remonstrantengemeide deutschlands.
  schaut man auf den kartenausschnitt, wird einem klar, daß die stadt auf dem reißbrett geplant wurde. Exakt rechtwinkelig werden die gassen angelegt und mit gräben verbunden.

friedrichstadtplan

  die ersten baumaterialien kommen nachweislich aus holland. Man findet immer wieder die typischen kleinen holländer ziegel, aber auch die alten giebelverzierungen zeugen von deren herkunft. an den markantesten giebelhäusern der stadt findet man dann auch hinweistafeln angebracht, die aus ihrer geschichte erzählen.

giebelhaus fünfgiebelhaus / paludanushaus
mouseoverbild, bitte den mauszeiger übers bild führen

tafel

tafel

  um neue siedler, auch Kaufleuten aus rein wirtschaftlichen Interessen, wurde wohlklingend geworben. "Neptun begünstigt die Stadt durch die Wogen der Eider, auf deren Rücken vom ganzen Erdkreis die Waren herangeführt und die reichen Früchte des Landes verschifft werden." Der herzog hatte wohl auch einen hintergedanken, als er den remonstranten das privileg zum bau der stadt erteilte. Die gemeinhin tüchtigen holländischen kaufleute sollten ihm durch ihren seehandel mit spanien geld in seinen säckel schaffen. Über den getreideüberschuß des landes kam das spanische salz in den norden und ließ damit den taler klingen. Noch bis 1750 verfasste man die protokolle der stadt in niederländisch, denn die verwaltung der gemeinde war nach niederländischem vorbild gestaltet und organisiert. Aber des herzogs plan ging nicht auf. Die spanier tanzten nicht nach seiner pfeife und erschwerten den handel mit immer kostspieligeren auflagen. Kaufleute zogen aus friedrichstadt ab, die niederlande ließ ihre glaubensflüchtlinge wieder in ihre heimat zurückkehren. Somit wurde nichts aus der metropole an treene und eider.

  • das doppelgiebelhaus in der prinzenstraße steht gegenüber dem paludanushaus
  • die blaue zugbrücke über den westersielzug
  • wohin man auch schaut, die häuser sind herausgeputzt
  • eine grachtenbrücke am mittelburggraben
  • ein wunderschöner giebel in der kaneelstraße
  • gut an diesem giebelhaus zu erkennen, die kleinen holländerbacksteine
  • blick auf den mittelburggraben
  • die fliese über der eingangstür erzählt wohl von einem wagenbauer
  • die remonstrantenkirche am mittelburgwall
  • zunftfliesen zeugen möglich von einem falkner und einem pferdezüchter
  • blick vom ostersielzug auf den treenezulauf
  • einsteigen zur grachtenfahrt


  ein kleinod aber ist friedrichstadt geblieben. Auf meinem kurzen bummel durch den ort fielen mir immer wieder die geputzten Häuser aus der gründungszeit auf. Sorgsam renoviert und restauriert werden sie gepflegt und zeigten sich von ihrer schönsten seite. Gleich am markt neun von ihnen in einer reihe. Das fotomotiv wohl schlechthin. gegenüber dieser zeile steht der marktbrunnen mit einem wunderschönen baldachin verziert. Auf den vier seiten wird das wasser als elixier angepriesen. Die worte stammen von klaus groth, den wir auch als gorch fock kennengelernt haben. auf meiner stippvisite begegnete ich dann auch den grachtenschiffern. In einer stunde schippert man rund um die altstadt und kann sich sogar von einem fremdenführer in holländer tracht die geschichte nahe bringen lassen. Ich war auf der durchreise und packe meine sieben sachen, um weiter zu ziehen. Einen neuen besuch mit viel mehr zeit habe ich aber schon in planung.


friedrichstadtbrunnen
am friedrichstadtbrunnen die worte von klaus groth

Drink all Dag Water
und halt sik rein
sowad sik de Engeln
in Himmel freien

En olle smutteliche Jungfer
un en ruppigen Gesell
ward noch mal so munter
un nochmal so hell
dor se flietig bruken
disse reine Quell

Frisch Water ut den Sood
is för alle Wehdag god
Water rein un hell
is de wahre Lebensquell

He Suput, kum he hier rup
und drink he sik voll
Datt hier is en Quikborn
makt satt und nich dull
lorenz hamann

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u-boot ehrenmal möltenort

  Denkt ihr auch an die kieler woche, wenn ihr den namen der landeshauptstadt hört? an die howaldt-werften, kiel als fährhafen, max planck, der dort geboren wurde, laboe mit dem marineehrenmal, den heimathafen der gorch fock, an eure elac-lautsprecher oder axel milberg, tatortkommissar im aktuellen fernsehen.
ist laboe bekannt über das marineehrenmal im allgemeinen, so kennt man die ehemalige möltenorter schanze in heikendorf als u-boot-ehrenmal im besonderen. auf bronzeplatten wird hier der 35000 auf see gebliebenen u-bootfahrer beider weltkriege gedacht und auch derer, die in friedenszeiten ihr leben auf einem u-boot ließen. ich denke hier als neustädter an das jahr 1966, in dem das in neustadt stationierte u-boot hai in rauher nordsee versank und 19 u-boot-fahrer mit in den tod nahm.

seeadler moeltenort
der seeadler am ehrenmal

  schon bald nach dem ersten weltkrieg taten sich u-boot offiziere zusammen, um ein ehrenmal zum gedenken an die auf see gebliebenen zu erinnern. aber erst 1938 wurde die stätte in heutiger form eingeweiht. bis heute wurden mehrfach reparaturen und veränderungen vorgenommen. erst kürzlich, 2001, erneuerte man den seeadler. eine kommandantenwitwe machte es durch eine schenkung möglich. das ehrenmal wird ausschließlich durch spenden gepflegt .

ehrentafeln_moeltenort ehrentafeln_moeltenort
die ehrentafeln
vergrößern durch klick ins bild

  die zur förde zeigende front wird von zwei ehrenhallen flankiert, durch diese der zugang zum halbkreisförmigen gang führt. auf der innen- und außenseite dieses umgangs finden sich auf bronzetafeln die namen aller gefallenen verzeichnet. in einer dieser hallen befindet sich die ehrentafel für friedensverluste, gegenüber einen opferstock und das besucherbuch. in ihr auch das in bronze geschlagene gebet des pfarrers kordecki, das allen opfern der see gewidmet ist.
  noch heute dippen alle passierenden u-boote ihre flagge zum gruß...

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Min jehann
von klaus groth


 ik wull, wi weern noch kleen, Jehann,
Do weer de Welt so grot!
Wi seten op den Steen, Jehann,
Weest noch? bi Nawers Sot.
An Heben seil de stille Maan,
Wi segen, wa he leep,
Un snacken, wa de Himmel hoch
Un wa de Sot wul deep.

 weest noch, wa still dat weer, Jehann?
Dar röhr keen Blatt an Bom.
So is dat nu ni mehr, Jehann,
As höchstens noch in Drom.
Och ne, wenn do de Scheper sung,
alleen, int wide Feld,
Ni wahr, Jehann? dat weer en Ton!
De eenzige op de Welt.

 mitünner inne Schummerntid
Denn ward mi so to Mod,
Denn löppt mi't langs den Rügg so hitt,
As domals bi den Sot.
Denn dreih ik mi so hasti um,
As weer ik nich alleen,
Doch Allens, wat ik finn, Jehann,
Dat is - ik sta un ween.

klaus groth

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der verklicker

  so lüüd, ich kann euch ne menge vertelln aber nu will ick euch mol was verklickern.
  verklickern – jemanden ins bild setzen, etwas erklären.
  euch ist doch sicher schon das band oder das fähnchen, der wimpel, der stander an den mastspitzen eines jeden seglers aufgefallen. Im segeljargon wird nun dieses teil ´verklicker´ genannt, weil es den seglern die windrichtung anzeigt.

zeesenverklicker
verklicker einer zeese

  schon im 19. Jahrhundert ist dieses ein stehender begriff der seemannssprache.
  nun wird allerdings nicht der wind im allgemeinen damit angezeigt, sondern der an bord herrschende wind, der ´bordwind´. ich verklicker euch das jetzt mal.
  stehen wir an land und lassen uns den wind um die ohren pfeifen, dann erleben wir den ´wahren wind´, den meteorologischen. Auch fest vor anker an bord eines seglers zeigt nun die windfahne den ´wahren wind´ an. An bord, in bewegung aber, da setzt sich dieser wind allerdings aus dem ´wahren wind´ und dem ´fahrtwind´ zusammen. Dem ´bordwind´ oder ´scheinbarer wind´.

verklicker
moderne verklicker

  nun wird’s doch noch ein bischen vigelienscher: den ´fahrtwind´ erleben wir an bord immer direkt von vorn, also entgegengesetzt der fahrtrichtung. Dazu gesellt sich nun der ´wahre wind´ zum ´scheinbaren wind´. Das ist nun der an bord wahrgenommene wind, der sich aus der vektoriellen addition beider winde ergibt. Beim segeln nutzt man immer diesen wind und der wird am masttop vom verklicker angezeigt.
  weiter will ich nun nicht gehen – das kann euch ein segellehrer auch viel besser verklickern.

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das handloggen

  dummerweise gibt es auf see keine wegweiser, die einem die entfernungen zum zielort verraten. Man mußte geschwindigkeiten messen können, um sich auf einer seekarte dann zurechtzufinden.
  findige holländer um 1700 fanden das mit einem holzscheit und einer sanduhr heraus. Zur erklärung, ´log´ im altenglischen – ´holzscheit´. An die logleine, in der sich in exakt bemessenem abstand knoten befanden, befestigten sie das logscheit, ein brett in form eines viertelkreises. Mit der spitze nach oben, beschwert durch ein metallgewicht, damit es stabiler im wasser lag, ließ man es achteraus zu wasser und zählte die sich abspulende seillänge anhand der durchlaufenden knoten. Die zeit wurde mit einer sanduhr, dem logglas, gestoppt.

handloggen
das werkzeug zum loggen
©pd

  1852m beträgt die definierte länge einer seemeile, das bedeutet zugleich ein knoten pro stunde. Diese bezeichnung ist 1929 auf der internationalen hydrographischen konferenz zu monaco festgelegt worden.
  pro sekunde läuft also das seil 0,5144m, gemessen mit dem logglas auf 14 sekunden kommen wir auf ungefähr 7m für den abstand der knoten auf dem seil. Dieses meßverfahren, loggen genannt, ist recht genau gewesen. Die abweichungen lagen unter zehn prozent. Eingetragen wurden diese wiederholten messungen an bord in einem tagebuch, richtig, dem logbuch.
  heute finden wir sogar schon logbücher im ´world wide web´. ein ´weblog´ oder kürzer noch ´blog´ ist die moderne form des tagebuchs im netz.

handloggen grafik
es wird geloggt

na boben


holsteiner fliederbeersuppe

  rechtzeitig zum schmuddelwetter wurde bei uns die fliederbeersuppe aufgetischt. Fliederbeeren? Hängen tatsächlich am fliederbaum auch früchte? Nicht verwirren lassen.

fliederbeersuppe
schwarzer holunder oder fliederbeere

  in norddeutschland wird die beere des schwarzen holunders auch fliederbeere genannt. Und die schmeckt als suppe mit griesklöschen ganz lecker. Im spätsommer pflückten wir kinder reichlich reife fliederbeeren, muttern machte dann den saft daraus und kellerte ihn ein. Wenn dann das schmuddelwetter einsetzte, das nebelhorn von morgens bis abends zu hören war, dann gab's immer öfter die leckere fliederbeersuppe. Bei muttern mit selbstgemachten griesklöschen.
  hier ihr rezept: 1 liter saft mit der schale einer zitrone, einer halben stange zimt und zwei nelken aufkochen. Die nelken und den zimt entfernen und die suppe ein wenig eindicken. Damals mit sago, heute mit vorher aufgelöster stärke. Zwei bis drei saure äpfel in spalten schneiden und in wasser mit einem eßlöffel zitronensaft, etwas zucker, bißfest kochen. Aufgetischt wird's dann in tiefen tellern. Ein paar klöschen und apfelspalten mit der suppe übergießen. Die ´großen´ haben auch hin und wieder einen lütten rum in der suppe versenkt. einfach lecker. nun konnten die herbststürme kommen.

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rummelpottlaufen

  heutzutage ziehen die kinder normalerweise an halloween durch die straßen und singen ihre lieder. ich habe gelesen, man hört sie wieder immer öfter zu silvester.
  auch ich bin in meiner jugend mit meinen freunden zu silvester mit dem rummelpott gelaufen. Den haben wir uns mehr schlecht als recht selbst gebaut.
  Über eine konservendose spannten wir eine schweinsblase, ein loch wurde reingepiekst und mit einem reetrohr darin, ein bischen angefeuchtet, ließen wir den pott rummeln. Die blase gab’s beim schlachter um die ecke, das reetrohr am binnenwasser. das schwierigste dabei war immer, den dosenrand glatt zu bekommen, damit die darübergespannte blase beim trocknen nicht riß. Diese wurde nämlich zuvor ein paar tage eingeweicht, damit sie, schön elastisch geworden, über den rand gezogen werden konnte. Dann fixierten wir sie mit einem weckgummi, ausgeliehen von muttern, fertig war der rummelpott.

rummelpott
ein rummelpott
©pd-vmh

  verkleidet, geschminkt und mit grundsätzlich lautem gesang vertrieben wir die wintergeister und wünschten den nachbarn glück und gesundheit für das kommende jahr. Als belohnung sammelten wir so ein wenig naschkram und hier und dort auch ein paar pfennige. Jemand hinter verschlossener tür allerdings war eines streichs unsererseits sicher, wir konnten ja unerkannt entkommen.
...Dazu bekamen sie natürlich auch einen eigenen vers:

Witten tweern, swatten tweern,
ohle wieber geevt nich gern.


Lieder zum rummelpottlaufen

 Fru, mok de Dör op, de Rummelpott will rin.
Dor kümmt een Schipp ut Holland,
dat har keen gode Wind.
Schippmann wölt wi priesen
stürmann, de will riesen
sett de Segel op´n Topp
und giv mi wat in´n Rummelpott.
een, twee, dree, veer
un wenn´s n halven daler wer.

 ik bin en lütten König,
giv mi nich so wenig.
lot mi nich so lange stohn,
denn ik mutt noch wieder gohn.
mutt noch ganz na Bremen.
Bremen is ne grode Stadt.
giv mi all de Lüd wat
mi wat, di wat, all de lütten Kinner wat.

 rummel Rummel roken,
Giv mi´n appelkoken.
Oder eene Wursch.
Is de Wursch to kleen,
Giv mi twee för een.
Een Hus wieder wohnt de Snider,
Een Huus achtern wohnt de Slachter,
Een Huus achteran wohnt de lütje Wiehnachtsmann.

franz hals
franz hals - rummelpottspieler

na boben


butterfahrten

  Was waren das Zeiten...eine "Seefahrt" für einen Pfennig... Ja das gab’s.
aus fast allen Häfen an Schleswig-Holsteins Küste liefen bis Ende der 90er Fahrgastschiffe aus, zu einer so genannten Butterfahrt.
  Anfangs noch reichte den Kapitänen eine Fahrt heraus aus der Dreimeilenzone, um dann mit eine Durchsage über die Bordlautsprecher zu verkünden, der Miniladen sei geöffnet. Dort konnte man zu meiner Zeit in erster Linie Butter aus Dänemark, dann natürlich Schnaps und Rauch zollfrei erhalten. Sicher hatten die Verkäufer schon ihre "Guten" dran, aber im Vergleich zum Festlandspreis war es dennoch für alle Beteiligten eine Reise wert.

travemuende marittima
fahrgastschiff 'marittima' in travemünde

  Das störte naturgemäß den Handel an Land, immer wieder wurden die Gesetze interpretiert, zitiert und nach Lücken durchforstet - und man fand letztlich einen Haken an der Sache. Ist es denn wirklich eine Seereise, die dort angetreten wurde? Nein! sagten die Gesetzgeber und schoben eine Riegel vor. Diese Schiffe laufen einzig und allein zum zollfreien Einkauf aus. Es wird ja noch nicht einmal ein fremdes Land angelaufen. Ich weiß noch den Tag, als es dann auf unserer Tour hieß: "das ist vielleicht das letzte Mal, also noch mal richtig einkaufen"...mit einem Lächeln natürlich.
travemuende sven johannsen
die 'sven johannsen'
  denn die gewieften Kapitäne hatten eine Antwort. Die angezweifelten Reisen wurden umgehend kurzReisen ins benachbarte Ausland. Kurz aber...
  Ja kurz, die Schiffe liefen zum Beispiel dänische Häfen an, man warf ein Tau zum Festmachen an Land, zurrte es um einen Poller, schnell wieder gelöst und ab ging es nach Hause. Keine 5 Minuten hat das gedauert, aber wir hatten in Dänemark festgemacht. Der Verkauf ging lustig weiter. an Land kam natürlich der Zoll zur Kontrolle, aber zwei Kilo Butter hielten ja schon etwas länger als ein Tag. Die Schiffe liefen jedes Wochenende aus Neustadt aus. Nachbarhäfen wechselten sich mit den Terminen ab, so dass man nicht in die Versuchung geriet, einmal über den Strang zu hauen und zu schmuggeln.
Da es überwiegend Kajütschiffe waren, konnte es auch ruhig mal ein bisschen kabbelig auf See werden, zum Bordladen gelangte man immer trockenen Fußes.
  lange wurde gestritten und verhandelt und kürzlich las ich, dass in Flensburg wieder ein Unternehmen Butterfahrten anbietet. Der Europäische Gerichtshof beschloss, Einkäufe auf sogenannten Butterfahrten, soweit sie außereuropäisch sind, bleiben steuerfrei!
Durch die EU-Erweiterung kann man heute allerdings vom endgültigen ‚aus’ reden. In einem auf ‚arte’ gezeigten TV-Bericht hörte ich von mehr als tausend Arbeitsplätzen, die auf deutscher und polnischer seite verloren gingen, als Polen der EU beitrat. Es sollten zu Polens Beitritt Übergangslösungen parat gelegen haben. Aber nach der Unterzeichnung der Verträge bestätigte das Auswärtige Amt diese, weitere Verhandlungen gibt es nicht mehr. Aus.

  nachtrag: ich war in den letzten tagen in meiner heimat, spazierte in travemünde am hafen und fand diese beiden fahrgastschiffe, die werbung mit zollfreien verkauf machen.
  also haben die kapitäne wieder einmal eine lücke gefunden...

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  stoßgebet eines werdenden vaters aus merkenwalde, der drei töchter sein eigen nennt:

  • leever gott im himmel
    schenk mi een mi´m pimmel
    nimm mi dat nich krumm
    ick hev schon een mi´m plumm
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verwandschaften

  nun hab ich euch ein paar Geschichten "vertellt" und bin erst jetzt drauf gekommen, doch mal meine Heimatsprache mit der der "Insulaner", die doch von uns Sachsen und Angeln heimgesucht wurden, zu vergleichen. Mal sehen, ob da was dran ist, daß wir uns dort breitgemacht haben sollen...
  ich hab nur ein paar Dinge aufgeschrieben, die mir spontan eingefallen sind, aber die allein zeugen schon von einer Verwandschaft. Haben wir mit den Engländern eine gemeinsame Wurzel in der Sprache?
  schaun wir doch mal...

broder
 
brother
dat is
 
that is
de danzer
 
the dancer
deep
 
deep
deubel
 
devil
diek
 
dyke
dochder
 
daughter
döör
 
door
dörtein
 
thirteen
eten
 
eaten
fief
 
five
foot
 
foot
goot
 
good
he schall
 
he shall
he sleep
 
he sleeps 
help mi
 
help me
hunnert
 
hundred
katt
 
cat
koh
 
cow
melk
 
milk
moder
 
mother
naber
 
neighbor
pankoken
 
pancookie
siet
 
side
stah up
 
stay up
vadder
 
vather
vertellt
 
tells
waak up
 
wake up
wat is?
 
what is?
wedder
 
wether
weeken
 
weeks
woord
 
word
wunner
 
wonder
an heven seil de maan
 
on heaven sails the moon
bring mi ne buddel water(woder)
 
bring me a bottle of water
dat huus is mien
 
that house is mine
dat is ehr pott
 
that is her pot
de knee un de foot
 
the knee and the foot
wi seten op den steen
 
we sit on the stone

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holsteiner katenschinken

  seit jahrhunderten wird in dem land zwischen nord- und ostsee nach alten überlieferten rezepturen und verfahren eine delikatesse hergestellt: holsteiner katenschinken. Schon 1608 ließ sich der dänische könig christian diese spezialität liefern.
  seinen typischen geschmack, mild und leicht, zartnussig mit einer spur süße, seine goldgelbe farbe bekommt der schinken durch den monatelangen prozess des salzens und würzens, des trocknen und des reifens, des langsamen kalträucherns über buchenholz. Natürlich hat jeder räuchermeister seine rezeptur, die seinen schinken einzigartig werden läßt. Werden heidekräuter und lorbeer genommen, gibt man pfeffer und piment dazu, in wechem maß, das allein bleibt das geheimnis des meisters.
  ich habe beim letzten besuch meiner alten heimat wieder ein gutes stück pape beim braasch in harmsdorf gekauft. Seit 1663 werden hier in der zeit vom gallustag, 16. oktober, bis zum büdeltag, 15. mai, in deren historischen reetdachkate bis weit über tausend schinken geräuchert.
  am anfang aber steht das haltbarmachen, das pökeln. Je nach rezeptur werden die schinken mit der salz-, kräuter- und zuckermischung eingerieben und einige wochen dann verschlossen durchsalzen lassen. Danach kommen sie in den rauch für zehn bis zwölf wochen und zur nachreifung in den schinkenhimmel der kate. Gut ein halbes jahr dauert die reifezeit bis man dann zur spargelzeit sich ein gutes stück abschneiden läßt.

braasch kate
braasch's reetdachkate

  nebenbei, ich möchte nicht durch den schinken ‚zeitung lesen’ können, aber über geschmäcker läßt sich ja bekanntermaßen auch nicht streiten. Ein stück pape soll es dann aber sein.
  sollte ein schinken nicht als ganzes verkauft werden, so wird er in teile zerlegt. In die pape, von dem zartesten und größten stück aus der ober- und unterschale. Daneben in die blume, das nussstück, etwas kleiner als die pape und die kappe, bekannt als der leicht marmorierte schinkenspeck. Letztlich das eisbein zum kochen.

braasch schinkemhimmel
braasch's kate mit schinkenhimmel

  in italien ißt man den feinen parma, in spanien dagegen den serrano...
...ich bleibe beim schinken aus meiner heimat, beim holsteiner katenschinken.
Auch mit bratkartoffeln ein genuß!

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das holstentor zu lübeck

holstentor petri salzspeicher
das holstentor mit den salzspeichern rechts und st. petri im hintergrund

  verließ man in Spätmittelalter Lübeck in Richtung Westen, richtung holstein, so führte der Weg durch die Wehranlage der ehemals vier Holstentore. Von der Stadt aus passierte man als erstes das innere Tor, direkt am Ufer der Trave mit der zum mittleren Tor führenden Holstenbrücke. Wann das innere Tor gebaut wurde ist nicht überliefert. Die Holstenbrücke allerdings schon 1216, erwähnt in einer Schenkungsurkunde des dänischen Königs. Im Wechsel der Geschichte kamen zu den genannten Toren noch zwei weitere hinzu. die Hansestadt Lübeck im Zentrum der Handelswege gelegen, seit 1226 reichsfrei
holstentor turmfries
lübscher doppeladler im turmfries
und durch den Fernhandel eine aufstrebende Stadt, wurde zunehmend attraktiv als Angriffsziel von außen. So befestigte man die Stadt mit entsprechenden Wällen und Mauern. Errichtete man doch dazu noch ein äußeres und hinter neuen Wällen sogar ein zweites äußere Holstentor. Im Wandel der Zeit sind drei dieser Tore abgerissen worden, einzig das mittlere, das heute als Holstentor bekannte, überstand es annähernd unbeschadet.
  in den Jahren 1464 bis 1478 vom Ratsbaumeister Hinrich Helmstede erbaut, ist es wohl eines der bekanntesten Stadttore in Deutschland. Das mittlere Tor der einstigen Verteidigungsanlage vermittelte dem herannahenden dänischen Nachbarn mit seinen mächtigen Doppeltürmen und seinen über drei Meter dicken Mauern deutlich die Verteidigungsbereitschaft Lübecks. Das zurückspringende Mittelteil mit der Tordurchfahrt weist mit seinen Schießscharten auf die dreißig Kanonen hin, immer bereit, den gewünschten Frieden der Stadt zu sichern. Sie mussten niemals abgefeuert werden. Auf der Stadtseite aber zeigt es sich mit seiner in sich ruhende Fassade als stolzes, hanseatisches Bauwerk.

holstentor stadtseite
das tor zur stadtseite


  schon während der Bauzeit auf eine sieben Meter hohe Aufschüttung senkte sich der Südturm, sein gegenüber neigte sich gen Westen. Vergeblich in den Anstrengungen, diese Bewegung aufzuhalten, versank das Tor in der moorigen Erde soweit, das die unteren Schießscharten heute über einen halben Meter unter der Erdoberflächen liegen. Die Türme neigen sich leicht zueinander. Mitte des 19. Jahrhunderts, mit Anbruch des Industriezeitalters, plante Lübeck auf dem westlichen Feld einen Bahnhof zu bauen. Im Zuge dessen sollte nun auch das zunehmend renovierungsbedürftige Holstentor abgerissen werden. Doch mit einer Stimme Mehrheit in der Bürgerschaft entschied man sich zum Erhalt und definierte dieses Tor erstmals als erhaltungswürdiges Denkmal.
  von 1864 bis 1871 dauerten die Restaurierungsmaßnamen. Während diesen erhielt das Tor zum Westen hin die alte, vom ehemaligem Vortor etwas veränderte, Inschrift: "Concordia Domi Foris Pax" – Eintracht in der Stadt, Frieden vor dem Tor.

holstentor inschrift
die alte inschrift vom vortor

  zur Stadtseite übernahm man auch das dem Vortor entnommene Kürzel: S.P.Q.L. mit dem Datum der Reichseinigung 1871. "Senatus Populusque Lubicenses" – Senat und Volk von Lübeck.
  in den Dreißigern des letzten Jahrhunderts wurde die standfestigkeit des tores mit Stahlbetonankern und Eisenringen um die Türme herum so gesichert, daß man überging, die innenräume herzurichten. Es beherbergt heute ein Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Zu entdecken ist unter anderem Lübeck als Fernhandelsstadt und Schiffsbaumetropole.

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der königsee

neustadt koenigsee
der ´königsee´ nahe neustadt

  in den sechzigern wurde am neustädter gewerbehafen nicht nur getreide und holz umgeschlagen, auch erz aus skandinavien und nicht zuletzt fand hier ein reger kohlehandel statt.
  eingesackt oder auf tragen gestapelt wurde diese in neustadt und umgebung per lkw zum kunden gefahren. von früh morgens bis zum abend über land unterwegs, putzten die schwer schuftenden kohlelieferanten ihre staubigen kehlen mit allerlei flüssigem. auf der fahrt von grömitz ins heimische kontor passierte es dann! in einer kleinen gemeinde kurz vor neustadt. annähernd im neunziggrad winkel führt der heimweg am dorfteich entlang.
  ob nun ein freilaufendes kaninchen des bauern piepenbrinck den fahrdamm überquerte und damit im führerhaus des lkw verwirrung stiftete oder es einfach ein falsches erfrischungsgetränk während des tages war...kurz, der wagen verließ die straße und landete im dorfteich, der seitdem verschmitzt ´königsee´ genannt wird. aber warum nun ´königsee´? ganz einfach, der lkw gehörte zum fuhrunternehmen  könig

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die holtenauer schleuse

holtenauer schleuse
betrieb an der schleuse

  während meines besuches der goch-fock an ihrem liegeplatz im tirpitzhafen erinnerte ich mich an die spaziergänge mit meinem opa in richtung holtenauer schleuse. hier wurde die angel ausgeworfen, später der fisch im garten über feuer gegart. hinterher gab's für opa einen kleinen köm, für mich eine bluna.
  von der holtenauer hochbrücke aus hat man einen tollen blick auf die schleusenanlage, also nichts wie hin. kurz vor der brückenauffahrt liegt ein kleiner parkplatz. den steuere ich an und gehe die letzten meter dann zu fuß auf die brücke. gerade ist ein recht großer pott auf dem weg zum schleusen. eine barkasse quert und ein segler ist anscheinend auch auf dem weg in die ostsee. Klar hab ich meine kamera dabei. oben seht ihr den festgehaltenen moment.
  die olympiabrücke ist eine von zehn brücken über den kanal. dazu gibt es zwei tunnel und etwa 14 fähren für eine querung. eine der spektakulärsten fähren ist wohl die rendsburger schwebefähre. ihr gilt mein nächster besuch, denn sie ist in diesem jahr hundert geworden.
  zurück zur holtenauer schleuse. auf einer schautafel lese ich, daß das wasser- und schiffahrtsamt kiel-holtenau etwa 450 mitarbeiter beschäftigt, um den zuständigkeitsbereich des nord-ostsee-kanals von etwa 50 kilometern, also der hälfte, zu organisieren. rund um die uhr sorgen sie dafür, daß jährlich 40.000 schiffe die verbindung zwischen nord- und ostsee nutzen können, dazu noch über 17 millionen menschen und fahrzeuge die meist befahrende wasserstrasse überqueren können. direkt an der großen schleusenkammer gibt es eine aussichtsplattform. vielleicht schaff ich's noch dort hin, denn ein weiterer frachter steuert die schleuse an.

holtenauer schleuse
der große pott auf dem weg in die förde

holtenauer schleuse
blick auf die kammereinfahrt

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gothmund - ein fischerdorf an der trave

fischerkaten gothmunds fischerkaten liegen mir zu füßen
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  zu Besuch in meiner Heimatstadt Neustadt ließ ich mir am Hafen beim Klüver ein frisch gebrautes Pils schmecken und klönte mit Bekannten über die Schönheiten Holsteins. Andreas, beruflich auf dem Wasser unterwegs, erzählte mir von einer Perle nahe der Travemündung. Versteckt liegt dort an einer Lagune ein altes Fischerdorf. Gothmund. Meine morgige Fahrt nach Lübeck will ich mit einem Besuch Gothmunds verbinden.
  der Weg dorthin ist ganz einfach zu finden, sollte man sich ein bischen in Lübeck auskennen. Zum Burgtor hinaus, über die Travemünder Allee bis nach Israelsdorf. Von dort führt der Gothmunder Weg direkt zu einem kleinen Parkplatz vor Gothmund, denn das Dorf ist autofrei. später sah ich, daß es auch überhaupt kein Platz für dergleichen Transportmittel hat. Ein Tipp, verharrt vorerst ein wenig hier oben auf dem Weg und genießt den Ausblick von dort übers Dorf. Da es sich vom kleinen Hafen aus an den Hang schmiegt, liegt euch Gothmund mit seinen vielen Reet gedeckten Häusern förmlich zu Füßen. und Bringt für euren Besuch ein wenig Zeit mit. Ich bin fast zwei Stunden lang durch das Dorf gewandert, konnte mich nicht satt sehen. Leider steht die einstige Fischerklause nicht mehr zu einer Einkehr offen. Seit einem Brand vor etwa zehn Jahren sind deren Türen für durstige besucher verschlossen.

gothmundfischerweg
gothmunds 'hauptstraße' - der fischerweg

  vom Parkplatz aus gelangt man mit wenigen Schritten hinunter zum Fischerweg, dem einzigen Fußweg quer durchs Dorf. Vorbei an den herausgeputzten Katen mit ihren Gärten und den Zugängen zu ihren Anlegern am Hafen. Netze, die zum Trocknen im Garten aufgehängt sind, zeugen von einem der noch wenigen aktiven Fischer Gothmunds. Und Fischer waren es, die diesen Ort gefunden haben und als Zwischenstop nutzten. Als Stop zwischen den Fanggründen in der Ostsee und ihrem Heimathafen Lübeck. Aus einer winzigen Hütte für einen kurzen Aufenthalt wurde mit der Zeit ein kleines Dorf mit festen Häusern. Reet für die Dächer, eine Augenweide noch heute, stand ganz nah der Trave.

gothmundfischergothmund-einfahrt
auf der lagunenseite mit den großen rasen stehen die fischerschuppen. hier wird die ausfahrt vorbereitet, der fang verarbeitet

  zum ersten mal liest man von godemunde in einem Protokoll der Lübecker Ratsversammlung von 1502: 'De vischere to deme Godmunde, tegen Symesen awer liggende'. 'Die Fischersiedlung Gothmunds liegt gegenüber Siems'. 1585 schließlich erhielten Gothmunds Fischer ihre erste allgemeine Fischerordnung. mit einem haus in gothmund erwarb ein neuer siedler auch seine fischereilizenz. sie bleibt im familienbesitz bis sie, sollte es kein nachkomme mehr geben, erlischt oder verkauft wird. natürlich schaute man genau auf den käufer, nicht jeder bekam diese lizenz, er sollte schon in die gemeinschaft passen.
  in der sogenannten Franzosenzeit von 1806 bis 1813, Napoleons Truppen hielten Lübeck besetzt, blieb Gothmund allerdings von Plünderungen verschont. Wahrscheinlich haben die Soldaten das Dorf überhaupt nicht gefunden. Gothmunds Fischerlatein erzählt trotzdem von einer Besatzung. demnach füllten fischer die Soldaten mit allerlei Schnäpsen ab, sodaß diese später nicht mehr über die genaue Lage des Dorfes berichten konnten, das Dorf blieb unversehrt. Ungleich heftiger waren dann in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Unbill der Natur. Am 13. November 1872 lief ein Sturmhochwasser der 15 kilometer entfernten Ostsee bis in die Katen und damit nicht genug vernichtete 25 Jahre später ein Großfeuer fast das ganze Dorf. gothmunds Fischer ließen sich nicht entmutigen, sie bauten ihre Katen wieder auf. heute sieht man auf der westlichen Seite des Dorfes viele Häuser ohne Reetdach. Dort hat das Feuer wohl am stärksten gewütet.

fischerschuppenn netze werden getrocknet und das ölzeug wird in den wind gehängt
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  gothmund ist wahrhaftig eine Perle Holsteins. Ich bleibe verzaubert vor den Katen stehen und fühle mich fast in die franzosenzeit versetzt. wenige schritte weiter öffnet sich eine rasenfläche mit Schuppen und Fischfanggeräten, gelbes Ölzeug hängt zum Trocknen im wind. Hier wird gearbeitet und nicht die Uhr bestimmt den Rhythmus, die Fangzeiten sind es. Schon früh morgens um halb fünf hört man den einen und anderen Schiffsdiesel anspringen. Dann geht es hinaus auf die See. Je nach Jahreszeit werden Heringe, Aale, oder Dorsch gefangen.
  ich bin mittlerweile auf der Westseite des Dorfes angelangt und wende mich in Richtung Trave. Von dort führt der Treidelpfad entlang des flußes zum Naturschutzgebiet Schellbruch. Aber hier beende ich meinen Besuch von Gothmund, mache meine letzten Aufnahmen für diese Geschichte aus dem Norden. Aus dem Land zwischen Nord- und Ostsee.

gothmundhafen
ein letzter blick auf gothmunds fischereihafen

gothmundtafel

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